Vielfalt kirchlicher Arbeitslosenarbeit erhalten

Ein Appell an die diözesanen Räte im Bistum Aachen

Solikollekte (c) Bistum Aachen / Anja Klingbeil
Datum:
Mi. 8. Juli 2020
Von:
KoKreis

Die Auswirkungen der Pandemie bedrohen die Vielfalt der kirchlichen Projektarbeit im Bistum Aachen. Ohne Sonderzuschüsse werden viele Träger die Corona Krise nicht überstehen. Eine Zahlungsfähigkeit nach September ist für viele Initiativen nicht gegeben.

Angesichts unerwarteter guter Kirchensteuereinnahmen in der jüngsten Vergangenheit sowie Rücklagen für schlechte Zeiten darf das Bistum Aachen nicht nur auf staatliche Rettungshilfen verweisen, sondern muss selbst aktiv werden, um seine pluralen Strukturen zu erhalten. In diesem Zusammenhang muss es ein vitales Interesse der Verantwortlichen an der Aufrechterhaltung der kirchlichen Arbeitslosenarbeit geben.

Vielfalt als Erfolgsrezept

Die Pastoral mit sozial benachteiligten Menschen im Bistum Aachen ist durch eine große Trägervielfalt gekennzeichnet. Diese Vielfalt war in den vergangenen Jahren das Erfolgsrezept der kulturellen, politischen und sozialen Projektarbeit. Durch sie gelingt es unterschiedlichste Zielgruppen anzusprechen und an den Bedürfnissen der Menschen orientiere Angebote zu realisieren. So ist Kirche immer nah dran an den Menschen in ihren unterschiedlichen Lebenslagen. Das Zusammenspiel von verbandlichen, bistumsgetragenen und freien Initiativen und Einrichtungen verleiht dem kirchlichen Sendungsauftrag ein unverwechselbares und lebendiges Gesicht. Eine zentrale Organisation hätte dies nie erreichen können.

Keiner der hier aktiven gemeinwohlorientierten Träger konnte und durfte große Rücklagen erwirtschaften, insbesondere, wenn es der Auftrag war attraktiv zu sein für Geflüchtete, Arbeitslose, Alleinerziehende und sozial Benachteiligte - eine Zielsetzung, die die Akteure unmittelbar vom kirchlichen Verkündigungsauftrag ableiten - nahe bei den Menschen zu sein, die es in unserer Gesellschaft schwer haben.

Nun ist durch die Corona Krise diese Vielfalt bedroht. Die Gründe sind bekannt: Schließung von Verkaufsshops, Ausfall von Teilnehmerbeiträgen, weiterlaufende Fixkosten, keine Mieteinnahmen etc. Da diese Einnahmen unwiderruflich verloren sind, gepaart mit dem Umstand, dass die staatlichen Rettungspakete nur wenig bei gemeinnützigen Trägern greifen und die Träger über keine Rücklagen verfügen, um die Krise zu überstehen und benötigen sie Hilfe durch das Bistum Aachen.

Einsamkeit bekämpfen

Wir erleben aktuell wie wichtig gesellschaftlicher Zusammenhalt und Solidarität sind. Diese fallen nicht vom Himmel – sie werden u.a. gefördert durch eine breit gefächerte kirchliche soziale und pastorale Arbeit. Von der Politik kann man im Bistum lernen, dass hier unverzüglich gehandelt werden muss und das erhebliche Mittel aufgewendet werden müssen. Strukturen und Angebote, die jetzt wegbrechen sind dauerhaft verloren. Eine solche Entwicklung wäre besonders bitter, werden doch die Problematiken der Arbeitslosigkeit und sozialen Ungerechtigkeit in der Zeit nach der Pandemie ein zentrales gesellschaftliches und pastorales Thema sein.

Das Motto zur diesjährigen Solidaritätskollekte greift (unbewusst vorausschauend) das pastorale Leitmotiv auf, welches die nächsten Jahre handlungsleitend sein wird.
„Arbeitslosigkeit macht einsam“ Die Pandemie hat uns allen nahegebracht, wie eingeschränkt und belastend ein Leben ohne soziale Kontakte ist. Für arbeitslose Menschen ist das Alltag. Kirchliche Arbeitslosenarbeit wirkt in der Gemeinde und hilft den Betroffenen durch Orte der Solidarität in dem sie Arbeitsgelegenheiten anbietet, einen betrieblichen Alltag herstellt, kollegiale Kontakte ermöglicht, zu seelsorglichen Gesprächen einlädt, Versorgungsengpässe lindert und Lobbyarbeit im politischen Raum leistet. Gerade hier dürfte für die nächsten Jahre eine wichtige sozialethische Herausforderung liegen. Auch wenn die finanzielle Lage des Bistums in den nächsten Jahren angespannt sein wird, darf dies aus unserer Sicht kein Anlass sein, um nicht jetzt tatkräftig die Pastoral in der Arbeitswelt, insbesondere mit arbeitslosen Menschen, zu fördern.

Als Mitglieder des Priesterrates, des Diözesanpastoralrates, des Kirchensteuerrates und des Diözesanrates haben sie in der Vergangenheit die Arbeitslosenarbeit im Bistum Aachen aufmerksam verfolgt und tatkräftig unterstützt. Wie wichtig diese Arbeit in Zukunft sein wird, das wissen sie. Wir bitten Sie: Setzen Sie sich für eine aktive Unterstützung durch die Bistumsverantwortlichen ein. Retten Sie Vielfalt unserer sozialpastoralen Arbeit mit arbeitslosen Menschen.

Verabschiedet auf der Mitgliederversammlung des Koordinierungskreises am 03.06.2020

Brief an die Räte - Vielfalt der kirchlichen Arbeitsloseninitiativen retten